Der aus Nürnberg stammende Bildhauer Peter Lenk gehört zu den
erfolgreichsten und umstrittensten Vertretern figürlicher Großplastik in
Baden-Württemberg. Für den Kreuzungspunkt Scheffelstraße/Hegaustraße
schuf er 1997 die Skulptur „Paradiesbaum“. Die Freiplastik setzt auf
vier übereinander angeordneten, astartig in verschiedene
Himmelsrichtungen ausgreifenden Ebenen hyperrealistisch modellierte und
gleichzeitig karikaturhaft verfremdete Figuren in Lebensgröße
theatralisch und weithin sichtbar in Szene.
Unter dem Motto: „Das Mondäne zehrt am Heimatlichen“ illustriert die
Arbeit den Widerstreit zwischen vermeintlicher Weltläufigkeit und
offensichtlichem Provinzdenken, zwischen den Verlockungen der Ferne und
der Enge der Heimat. Lenk versteht seine satirische Arbeit als groteske
Parodie auf unterschiedliche Vorstellungen und Wünsche des Kleinbürgers:
„Paradies ist heute für jeden etwas anderes. Eva möchte die
elegantesten Schuhe in Singen tragen. Der Hausmeister auf den Malediven
nach schwarzen Prinzessinnen tauchen und die Vorzimmerdame einmal zur
Blumenkönigin auf Boracay gewählt werden. Für die Alten wäre es
paradiesisch, den Paradiesen nicht misstrauen zu müssen, für Amor mit
seinen Liebespfeilen Bigotte zu treffen und für den Singener Bären nach
dem Verbot der badischen Regierung von 1899 endlich wieder als ganzer
Mann den Hegau beglücken zu können, um einen einzigartigen Wurf von
Poppelen hervorzubringen. Das Werk heilt Frigidität und Impotenz.“
(Lenk)
Zugleich lässt sich Lenks Arbeit als ironisch-satirischer
Bildkommentar zu lokalen und regionalen gesellschaftspolitischen
Verhältnissen lesen. Mit bissig-humorvollem Unterton werden Ab- und
Hintergründiges von Personen und Ereignissen aus Politik, Kultur und
Gesellschaft der Stadt und Region aufgedeckt und im öffentlichen Raum
zur Diskussion gestellt.
Text und Redaktion: Kunstmuseum Singen
