Für das Leben lernen wir? Bildungsideen und -konzepte zwischen Humboldt und »Future Skills« (Vortragsreihe "Kritik und Bildung – wie Orientierung entsteht")
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Vortragsreihe "Kritik und Bildung – wie Orientierung entsteht" an der Hochschule Konstanz
Die Vortragsreihe wendet sich ausdrücklich an ein Publikum ohne Vorkenntnisse in Philosophie, Ideen- oder Kulturgeschich -te, hat also einführenden Charakter.
Veranstaltungsdetails
Öffentlicher Vortrag von Dr. phil. Anja Ebert-Steinhübel; IFC EBERT, Nürtingen
Die von Seneca geforderte Einbringung lebenspraktischer Bezüge in das institutionelle Bildungssystem hat, so möchte man meinen, längst Einzug gehalten in die modernen Kompetenzkataloge der schulischen, akademischen und beruflichen Aus- und Weiterbildung. Doch wie konkret kann und muss Bildung heute eigentlich sein? Und führt nicht gerade der Weg von der universellen Bildungs- hin zur anwendungsorientierten Kompetenz- oder gar Skills-Debatte unweigerlich zu einem Verlust der so dringend benötigten ganzheitlichen Kritik- und Reflexionsfähigkeit?
Unsere Gegenwart ist weniger von klaren Bezügen, denn von disruptiven Perspektiven geprägt. Das betrifft den Einzelnen in seiner Suche nach Identität und Zugehörigkeit in der Familie und am Arbeitsplatz ebenso wie die Gesellschaft als Ganzes in ihrem inneren Zusammenhalt und externen Handlungsradius. Für diese umfassende Transformation, so scheint es, brauchen wir einen neuen, gleichzeitig instrumentellen und übergreifenden Bildungsbegriff.
Der Vortrag führt, ausgehend vom humanistischen Bildungsideal Wilhelm von Humboldts, in die aktuelle Diskussion um transformative Kompetenzen oder »Future Skills« und stellt dabei die Frage, welche Form eines – in jedem Falle – lebenslangen Lernens für uns heute die richtige sein kann.
Dr. Anja Ebert-Steinhübel ist Mitglied der Geschäftsleitung der IFC EBERT und Leiterin des Learning Leadership Institutes. Nach ihrem Studium der Kommunikationswissenschaft, Politischen Wissenschaft, Soziologie, Psychologie und Wirtschaftsphilosophie promovierte sie zum Thema »Lifelong Learning« über die »Modernisierungsfall(e) Universität«. Seit über 20 Jahren ist sie als Dozentin, Beraterin und Moderatorin für Führungs-, Strategie- und Bildungsprozesse in Unternehmen und öffentlichen Verwaltungen engagiert. Als Business Coach und Mentorin fördert sie eine lern- und kompetenzorientierte Organisation und begleitet Fach- und Führungskräfte im Innovations- und Veränderungsprozess.
Vortragsreihe "Kritik und Bildung – wie Orientierung entsteht":
Kritik ist seit der griechischen Antike Wert und Methode zugleich und dürfte ein Grund baustein von Bildung sein. Bil dung ist bekanntlich mehr als das Verfügen über Fach wissen, und sie erschöpft sich nicht in beruflicher Kompetenz. Bildung solle, so wird oft vermutet, dem Menschen dabei helfen, seine Persön lichkeit zu entwickeln und zu gestalten, seinen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten und ihm gar Orientierungs wissen an die Hand geben. Selbstredend sind basale Kulturtechniken wie Lesen, Schreiben und Rechnen Voraussetzung im Erwerb von Bildung. Was aber gehörte schon immer und was gehörte in unseren Tagen dazu? Was sollte man lernen, können, wissen, um Kritik nutzen und üben zu können? Sollte man über rhetorisches Wissen und Fähigkeiten verfügen, gar logisch denken und argumentieren können? Diesen und weiteren Fragen wird die Vortragsreihe nachgehen.