Bildung des Menschen 4.0? Theologische Kritik (in) einer Kultur der Digitalität (Vortragsreihe "Kritik und Bildung – wie Orientierung entsteht")
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Vortragsreihe "Kritik und Bildung – wie Orientierung entsteht" an der Hochschule Konstanz
Die Vortragsreihe wendet sich ausdrücklich an ein Publikum ohne Vorkenntnisse in Philosophie, Ideen- oder Kulturgeschich -te, hat also einführenden Charakter.
Veranstaltungsdetails
Öffentlicher Vortrag von Prof. Dr. theol. habil. Thomas Schlag; Universität Zürich
Mit den Entwicklungen digitaler Technologien kommen über Jahrhunderte hinweg geprägte Sichtweisen des Menschen, der Maximen der Lebensführung sowie der gesellschaftlichen Standards der Menschenwürde auf den Prüfstand. Was den Menschen ausmacht und was er zu seiner menschengemäßen Bildung – im doppelten Sinn des Wortes – bedarf, ist unter den gegenwärtigen Bedingungen keineswegs mehr selbstverständlich. Dabei werden nicht zuletzt Religionen und Religionspraktiken in ihrem Erscheinungsbild und Einfluss von algorithmisch geprägten Kommunikationsverhältnissen erheblich beeinflusst, was wiederum Auswirkungen auf ihre beanspruchte öffentliche kritische Rolle hat. In einer Kultur der Digitalität müssen sich Religion, Kirche und Theologie damit auseinandersetzen, dass sie selbst in vielfacher Weise fundamentaler Kritik ausgesetzt sind. Der einstmals beanspruchte theologische Deutungs anspruch der condito humana behauptet sich auf dem Konkurrenz markt vieler weltanschaulicher Deutungsangebote längst nicht mehr automatisch. Dies gilt um so mehr in der gegenwärtigen Situation, in der digitaltechnologische Verheißungen in globalem Maßstab Neuformatierungen von Menschenbildern verkünden. In diesem Vortrag wird erörtert, wie sich diese Herausforderungen im Einzelnen darstellen, wie eine sachgemäße theologische Sach- und Sprachkritik angesichts dieser digitalen Dynamiken aussehen könnte und welche Relevanz sie für die notwendigen öffentlichen Debatten beanspruchen kann.
Prof. Dr. Thomas Schlag ist Theologe und Politikwissenschaftler. Seit 2005 ist er Professur für Praktische Theologie mit den Schwerpunkten Religionspädagogik, Pastoraltheologie und Kirchentheorie an der Universität Zürich. Er ist zugleich Direktor des von 2021 bis 2032 laufenden interdisziplinär ausgerichteten Universitären Forschungsschwerpunktes »Digital Religion(s). Kommunikation, Interaktion und Transformation in der Digitalen Gesellschaft«. Zudem ist er Leiter des im Jahr 2010 gegründeten Zürcher Zentrums für Kirchenentwicklung (ZKE).
Vortragsreihe "Kritik und Bildung – wie Orientierung entsteht":
Kritik ist seit der griechischen Antike Wert und Methode zugleich und dürfte ein Grund baustein von Bildung sein. Bil dung ist bekanntlich mehr als das Verfügen über Fach wissen, und sie erschöpft sich nicht in beruflicher Kompetenz. Bildung solle, so wird oft vermutet, dem Menschen dabei helfen, seine Persön lichkeit zu entwickeln und zu gestalten, seinen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten und ihm gar Orientierungs wissen an die Hand geben. Selbstredend sind basale Kulturtechniken wie Lesen, Schreiben und Rechnen Voraussetzung im Erwerb von Bildung. Was aber gehörte schon immer und was gehörte in unseren Tagen dazu? Was sollte man lernen, können, wissen, um Kritik nutzen und üben zu können? Sollte man über rhetorisches Wissen und Fähigkeiten verfügen, gar logisch denken und argumentieren können? Diesen und weiteren Fragen wird die Vortragsreihe nachgehen.
Die Vortragsreihe wendet sich ausdrücklich an ein Publikum ohne geistes- oder sozialwissenschaftliche Vorkenntnisse, hat also einführenden Charakter.